Herr Lipp, der Geschäftsführer des Modehauses Rid (Penzberg, Weilheim, Bad Tölz), dem ältesten Modehaus Deutschlands, zu Gast bei uns an der Realschule
Im Oktober 2025 besuchte ich die Feier zum 185-jährigen Bestehen des Modehauses Rid in Penzberg. Besonders beeindruckend war dabei die historische Modenschau, die vom Geschäftsführer des Modehauses, Herrn Lipp moderiert wurde. Mit großem Fachwissen und zahlreichen spannenden historischen Hintergründen zur Modegeschichte verstand er es, die Entwicklung der Kleidung in ihren gesellschaftlichen Zusammenhängen lebendig darzustellen.
Angeregt von diesem Erlebnis sprach ich Herrn Lipp im Anschluss an die Veranstaltung an und fragte ihn, ob er sich vorstellen könne, sein umfangreiches Wissen auch mit unseren Schülern und Schülerinnen zu teilen. Eine historische Modenschau an der Realschule war leider nicht möglich, da die Kostüme über einen externen Kostümverleih ausgeliehen worden waren und nicht mehr zur Verfügung standen. An potentiellen Models hingegen hätte es im Lehrerzimmer sicher nicht gemangelt 😊.
Umso mehr freuten wir uns über das Angebot von Herrn Lipp, stattdessen einen Power-Point-gestützten Vortrag zur Entwicklung der Modegeschichte von der Französischen Revolution bis in die Gegenwart an unserer Schule zu halten.
Am Freitag, den 12. Dezember 2025, kamen drei meiner Geschichtsklassen in den Genuss dieses besonderen Unterrichtsangebots:
Die Klasse 8a nahm in der zweiten Schulstunde teil, die Klasse 9b in der fünften und die Klasse 9c in der sechsten Stunde, jeweils in einem unserer beiden Geschichteräume der Schule, G1 und G2.
Der Vortrag von Herrn Lipp, welcher im schicken Anzug und Krawatte erschien und zur weiteren Veranschaulichung auch mal den Zylinderhut aufsetzte und den Gehstock zu Hilfe nahm, war äußerst interessant und bot den Schülern und Schülerinnen einen anschaulichen Einblick in die Wechselwirkungen zwischen Mode, Gesellschaft und historischen Umbrüchen. Besonders deutlich wurde, wie eng Kleidung mit politischen, sozialen und kulturellen Entwicklungen verbunden ist und dass das Phänomen von „Influencern“ nicht erst eine Erscheinung der Moderne ist.
Drei Beispiele aus der Zeit des Ersten Weltkrieges verdeutlichen dies:
Bart unter der Gasmaske funktioniert nicht
So wurde beispielsweise erklärt, dass der starke Bartwuchs bei Männern stets im Trend lag. Den Umbruch bildete der Erste Weltkrieg, denn ein Bart unter der Gasmaske funktionierte einfach nicht. Alle rasierten sich ihre Bärte ab, auch die, die nicht an der Front kämpften, denn mit Bart würde man sich ja als Nicht-Soldat outen.

Taschenuhren im Krieg sind unpraktisch: Ein General als Influencer
Zudem wurde aufgezeigt, dass sich die bis dahin verbreiteten Taschenuhren an ihren langen Ketten während des Ersten Weltkrieges ebenfalls als unpraktisch erwiesen haben und Louis Cartier deshalb im Jahre 1917 die Armbanduhr für den amerikanischen General John J. Pershing entwarf und sie ihm inmitten von Kriegswirren und anhaltenden Schlachtenlärm überreichte. Und so nahm Pershing, als bedeutender General, die „Influencer-Rolle“ ein, was die Armbanduhr unter die Menschen brachte.

Ein Mantel für den Schützengraben: Der Trenchcoat (engl. trench= Graben, coat = Mantel)
Jeder kennt ihn, er ist in fast jedem Modegeschäft zu finden und auch das Kaufhaus Rid verkauft ihn aktuell: Den Trenchcoat. Ein mittellanger bis langer, meist doppelreihiger Regenmantel ohne Kapuze mit Gürtel. Erfunden wurde er vom Hersteller Burberry als Mantel für die britische Armee, denn das oft monatelange Verweilen in nassen, dreckigen und kalten Schützengräben während des Ersten Weltkriegs verlangte nach etwas Wasserabweisendem und Witterungsbeständigem. Zunächst von britischen, dann auch von französischen Offizieren getragen, kam er so über den Gebrauch im Schützengraben zu seinem Namen.

Doch nicht nur der Erste Weltkrieg, sondern auch viele weitere historische Begebenheiten wie z.B. die Französische Revolution, die Goldenen 20er oder der kalifornische Goldrausch, welcher durch die Notwendigkeit von stabilen, reißfesten Arbeitshosen für die Minenarbeit die Jeans durch Levi Strauss ins Leben rief, hatten Einfluss auf die Modegeschichte.

Die Veranstaltung stellte somit eine gelungene und praxisnahe Ergänzung zum regulären Geschichtsunterricht dar.
Ein herzlicher Dank gilt Herrn Lipp für sein Engagement und die spannende Gestaltung dieses besonderen Lernerlebnisses!
Nicole Vogl

















